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Infrarot-A-Messgeräte
Infrarotstrahlung ist zwar auch als Wärme spürbar und über die Temperatur - wenn auch mit einigen Unsicherheiten - messbar, trotzdem haben einige Halter den Wunsch diese Strahlung auch besser quantifizieren und mit dem Sonnenlicht vergleich zu können. Hintergrund ist insbesondere das Wissen aus dem medizinischen Fachgebiet der “Photo-Bio-Modulation” (PBM, (Hamblin 2016) (Barolet 2021) (Muryn & Perron 2020)
Aktuell setzt sich besonders das RS PRO Solar Power Meter ISM400 als Standard-Messgerät durch. Ich empfehle dieses Messgerät zu kaufen um eine Vergleichbarkeit zu haben.
Fotovoltaik-Solar-Power-Meter
Es gibt zahlreiche “Solar-Power-Meter” die dazu gedacht sind die Sonnenstrahlung zu messen, die von Fotovoltaik-Solaranlagen zur Stromerzeugung genutzt werden kann. Die Messgeräte messen im Bereich 400 nm bis 1100 nm.
Beispiele
- RS PRO Solar Power Meter ISM400 (mutmaßlich baugleich ISM400)
- General Tools DBTU 1300 (mutmaßlich baugleich ISM400)
- PCE SPM-1 (mutmaßlich baugleich ISM400)
- TES-1333 (mutmaßlich baugleich ISM400)
- Hilitand SM206
- Solarmeter 10.0
- …
Für das Solarmeter 10.0 gibt der Hersteller eine spektrale Empfindlichkeitskurve an. Für die anderen Messgeräte gibt es leider - auch auf Nachfrage - keine genaueren Informationen. Andere Quellen (Brooks 2007)
Zusätzlich wird die Interpretation der Messwerte aber auch durch eine weitere Besonderheit erschwert: Die Messgeräte sind darauf kalibriert, die globale solare Bestrahlungsstärke im Bereich 280 nm - 4000 nm anzuzeigen, obwohl sie nur den Bereich 400 nm - 1100 nm messen. Für das NIST Referenzspektrum der Sonne sollte das Solarmeter 10.0 den korrekten Wert von 1000 W/m² für die Globale Bestrahlungsstärke anzeigen. Diese interne Umrechnung des Solarmeter 10.0 von 400 nm - 1100 auf 280 nm - 1000 nm bedeutet, dass man sehr vorsichtig sein muss, wie man den angezeigten Messwert interpretiert, wenn man damit andere Lichtquellen als das ungefilterte Sonnenlicht misst.
Siehe dazu auch diese englischsprachige Zusammenfassung mit zahlreichen Bildern: PDF
Linshang LS122 Solar Power Meter
Ein weiteres Messgerät ist interessant: Das Linshang LS122 Solar Power Meter misst laut Herstellerangaben im Wellenlängenbereich 1000 nm - 1700 nm (mit einem Maximum bei 1400 nm). Damit misst es zu einen weiter in den Infrarotbereich hinein und gleichzeitig weniger der sichtbaren Strahlung.
Thermosäule
Ein weiteres Messgerät, das meines Wissens aber nur Quentin Dishmann im Terraristik-Kontext anwendet ist eine Thermosäule. Dieses elektrische Bauteil wandelt Wärme in elektrische Spannung um und hat eine sehr flache Sensitivitätskurve über einen weiten Spektralbereich.
Professionelle Pyranometer zur Messung der globalen Sonnenbestrahlung basieren auf Thermosäulen. Es gibt aber auch günstigere Modelle basierend auf einem SiC-Halbleiter, wie die obigen Fotovoltaik-Messgeräte.
Typische Messwerte einiger Lichtquellen
Ich habe Anfang 2024 mehrere möglichst unterschiedliche Lichtquellen mit dem Solarmeter 10.0, dem RS ISM 400 und dem LS122 gemessen.
- Sonnenlicht
- Glühlampen mit spektral ermittelter Farbtemperatur von 2440 K und 2650 K
- Hydrosun-WIRA-Strahler (Link zum vollständigen Messprotokoll: PDF)
- Rotlicht/IRA-LED-Lampe (Link zum vollständigen Messprotokoll: PDF)
- Weiße Standard LED
- Karbonstrahler (Arcadia Deep Heat Projector 60W)
- Osram HCI 930
- Reptiles Expert UV MH 70W
Alle Lampen wurden mehrfach in verschiedenen Abständen gemessen um statistische Messunsicherheiten zu verringern und daraus ein “typischer” Messwert ermittelt. Zusätzlich gibt es auch einen Messwert mit einem VIS-pass-Filter. Dieser Filter, Heliopan Digital, ist laut Hersteller transparent zwischen 380 und 680 nm und blockiert UV und IR. Es gibt jedoch ein weiteres Transmissionsband oberhalb von 1120 nm, das im Datenblatt aber nicht detailliert erkennbar ist.
Die Messwerte zeigen, dass sich Solarmeter 10.0 und ISM400 deutlich unterscheiden. Wegen der Kalibration für Sonnenlicht erwartet man, dass die Messwerte für ungefiltertes Sonnenlicht nahezu identisch sind, was auch zutrifft (1018, 999). Aber bereits Sonnenlicht+Filter zeigt deutliche Abweichungen (385, 221). Auch bei allen anderen Lampen weichen die Werte von einander ab, zum Teil sehr stark, wie z.B. 40 vs. 25 bei der weißen LED oder 885 vs. 396 bei der UV-MH+Filter. Das zeigt, dass das Solarmeter 10.0 offenbar eine höhere Empfindlichkeit für sichtbares Licht hat und das ISM400 eine höhere Empfindlichkeit im IRA-Bereich.
Die hohen Messwerte des LS122 für den Karbonstrahler bestätigen, dass dieses Messgerät im längerwelligen Infrarotbereich misst. Aber auch hier zeigen die Messwerte überraschendes: Der Messwert für eine Standard-LED, die kein IRA abstrahlt, ist nicht Null. Das Messgerät muss also einen Ausläufer oder ein Nebenmaximum der Empfindlichkeit im sichtbaren Bereich haben.
Leider ist es mir (bisher?) nicht gelungen eine spektrale Empfindlichkeit für alle drei Messgeräte anzunehmen, so dass sich die Messwerte rechnerisch aus dem Spektrum der Lampe vorhersagen lassen.
Zielwert: ISM400 300 - 550 W/m²
Viele Reptilienarten sonnen im natürlichen Habitat dann, wenn der Infrarot-A-Wert etwa 200 - 350 W/m² ist. Um diesen Wert im Terrarium durch Glühlampen nachzubilden, kann das ISM400 helfen: Es müssen alle anderen Lichtquellen außer der Glüh/Halogenlampen ausgeschaltet werden. Anschließend zielt man auf einen ISM400-Messwert von 300 - 550 W/m².
Warum dieser Wert? Anhand der vom Hersteller angegebenen spektralen Empfindlichkeit des Solarmeter 10.0 gilt das der angezeigte Messwert unter einer Glühlampe ungefähr der IRA-Bestrahlungsstärke entsprechen sollte. Allerdings ist aus dem obigen Versuch bekannt, dass die spektrale Empfindlichkeit so für das SM10.0 nicht stimmen kann und für das ISM400 deutlich anders ist. Ein weiteres Experiment von Quentin Dishman mit einem Thermosäulen-Sensor zeigt, dass der ISM400-Messwert einer Glühlampe x 0.6 ungefähr der IRA-Bestrahlungsstärke (700-1400nm) entspricht und der Messwert x 1.18 etwa der totalen Bestrahlungsstärke (https://www.facebook.com/groups/ReptileLighting/posts/3305370689597504/)
Viele Terrarien überhitzen jedoch, wenn man versucht diese Werte auf dem gesamten Sonnenplatz (Größe des Tieres!) zu erreichen. Dann ist eine aktive Kühlung nötig.
Infararot-Spreadcharts
Basierend auf den Messwerten lassen sich dann ähnlich wie beim UV-Index Spreadcharts erstellen. Die ersten solchen Charts stammen von Thomas Griffitis, der damit auch die Farbskala geprägt hat (Griffiths 2023)
Literatur
Griffiths, T. (2023). Note on my position on the use of the “power density charts”.





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