Die Verarbeitung des Lichtsignals findet bereits zu einem überraschend großen Teil in der Netzhaut und nicht erst im Gehirn statt. Das ermöglicht uns bereits viel aus der Untersuchung der Netzhaut über das Sehvermögen von Reptilien zu lernen. Die Netzhaut teilt sich unter dem Mikroskop in klar trennbare Schichten abwechselnd heller (zellkernarmer) und dunkler (zellkernreicher) Färbung. Das Licht wird dabei erst in der hintersten Schicht absorbiert. Dieser Aufbau in der “falschen Reihenfolge” ist evolutionär durch Korrekturmechanismen, beispielsweise Wellenleitereffekte (Guck 2012)

Die Schichten in der Reihenfolge des Lichtwegs sind:
Bevor das Licht zu den Photorezeptoren gelangt, muss es mehrere Schichten Zellen durchdringen. Dies ist nötig, damit die Photorezeptorschicht von der Rückseite aus optimal versorgt werden kann.
Die Signalverarbeitung geschieht in der umgekehrten Reihenfolge.
Die Netzhaut der Schmuckschildkröte ist in ihrem Aufbau zentriert auf einen Streifen hoher Zapfendichte (“visual streak”). Während die Zapfendichte im Randbereich der Netzhaut etwa 10000 Zellen pro mm² beträgt sind im visual streak vier mal so viele Zellen zu finden (Ammermüller & Kolb 1996) (Kolb 2003) (Kolb & Jones 1987)
Die meisten Echsen besitzen als tagaktive Tiere eine reine Zapfenretina mit einer Fovea (Sehgrube) im Zentrum der Netzhaut. Bei Chamäleons (Bowmaker & Loew 2005) (Röll 2001)
Strumpfbandnattern besitzen kein ausgeprägtes Zentrum hoher Zapfendichte im Auge, das hoch aufgelöstes Sehen ermöglicht. Jedoch ist die Zapfendichte ausreichend um den Sehsinn bei der Jagd einzusetzen und auf die Augen ihrer Gegner zu zielen (Sillman et al. 1997)
Sillman, A. J., Govardovskii, V. I., Röhlich, P., Southard, J. . A., & Loew, E. R. (1997). The photoreceptors and visual pigments of the garter snake (thamnophis sirtalis): A microspectrophotometric, scanning electron microscopic and immunocytochemical study. Journal of Comparative Physiology A, 181(2), 89–101.