Bei den extrem hellen Lampen, die wir teilweise im Terrarium einsetzten, gibt es natürlich auch die berechtigte Sorge vor einer Schädigung der Augen bis hin zur Erblindung. Mir persönlich sind nur sehr wenige Fälle von Augenschäden bekannt, trotzdem sollte man das, was man aus der Humanmedizin weiß, als Warnung auch für die Tierhaltung nutzen.
Blaues Licht mit einer Wellenlänge um 440 nm schädigt die Netzhaut. Dieser Effekt wird im Deutschen als Blaulichtgefährdung oder Photoretinitis bezeichnet, im englischen als Blue-Light-Hazard.

Die Zapfen und Stäbchen in der Netzhaut ändern ihre chemische Struktur, wenn sie ein Photon absorbieren und ein entsprechendes Signal an den Sehnerv weiterleiten. Anschließend brauchen sie einige Zeit in der eine Kette von chemischen Änderungen abläuft, die die Photorezeptoren wieder regeneriert. Man spricht auch davon, dass die Photorezeptoren “ausbleichen”. Blaues Licht zwischen 400 nm und 500 nm greift in diesen Regenerationsvorgang ein und macht die Photorezeptoren frühzeitig wieder empfindlich für Licht. So wird die Wahrscheinlichkeit für Schäden an den Photorezeptoren erhöht. Beim Menschen ist Makuladegeneration die Langzeitfolge dieser Überlastung der Photorezeptoren. (Bullough & Mies 2000)
Da das Wirkspektrum für Blaulichtgefährdung sehr gut mit dem Spektrum der blauen Primär-LED in normalen weißen LEDs übereinstimmt, kam die Sorge auf, dass weiße LEDs eine besonders starke Blaulichtgefährdung verursachen (Zak & Ostrovsky 2012) (Dain 2020)
| Lampe | Farbtemperatur | Photoretinitis |
|---|---|---|
| Sonnenlicht | 5500 K | 81,1 µW/cm² pro 1000 lx |
| Leuchtstofflampe | 5500 K | 78,6 µW/cm² pro 1000 lx |
| LED | 5600 K | 82,5 µW/cm² pro 1000 lx |
| Halogen | 2800 K | 27,0 µW/cm² pro 1000 lx |
Bei Fröschen wurden Veränderungen an den Photorezeptoren in der Netzhaut durch Leuchtstofflampenlicht beobachtet (Fite et al. 1998)
Auch bei Kaulquappen wurden Schäden an der Linse und der Netzhaut festgestellt (Flamarique, Ovaska, & Davis 2000)

UV-Strahlung kann nicht nur als bekannter Sonnenbrand die Haut schädigen sondern auch die Hornhaut des Auges. Beim Menschen tritt das als “Schneeblindheit” beim Skifahren ohne gute Sonnenbrille oder als “Verblitzen” beim Schweißen häufiger auf, ist aber seltener als der normale Sonnenbrand der Haut. Während die Haut von Reptilien deutlich robuster ist, als die des Menschen, scheint da auf die Hornhaut nicht zuzutreffen. Eine Hornhautentzündung wurde bei Reptilien häufiger beobachtet, insbesondere wenn UV-Lampen mit einem unnatürlich kurzwelligen UV-Spektrum verwendet wurden. Diese Lampen strahlen UV-Strahlung mit einer Wellenlänge kleiner 300 nm ab, was eine besonders starke Wirkung bezüglich Hornhautentzündung hat.

Infrarot-A-Strahlung (780 nm - 1400 nm) wird beim Menschen zum großen Teil in der Linse absorbiert und führt zur Erwärmung des Linsengewebes. IR-B und IR-C Strahlung wird hingegen direkt an der Oberfläche der Hornhaut absorbiert. Die Linse altert durch IR-A-Strahlung schneller als üblich und lässt anschließend weniger Licht durch. Dieses Krankheitsbild bezeichnet man als Katarakt oder “Grauen Star”. Die Pupille ist nicht mehr tief schwarz sondern man sieht die graue Linse. Der erkrankte Mensch sieht wie durch eine grau gefärbte Scheibe hindurch.
Für dieses Krankheitsbild muss Infrarotstrahlung über viele Jahre, typisch 10 bis 20 Jahre lang mit sehr hoher Intensität direkt auf die Augenlinse treffen. Der Mensch muss also über viele Jahre lang häufig direkt in eine Infrarot-Quelle blicken. Das ist bei Glasbläsern der Fall, die jeden Tag viele Stunden lang rot-glühendes Glas betrachten formen. Bei Glasbläsern oder Schmieden ist der Glasbläserstar eine anerkannte Berufskrankheit. Heute schützten Brillen, die Infrarotstrahlung herausfiltern.
Da die Strahlung über sehr lange Zeit direkt auf die Linse wirken muss, halte ich eine Gefahr durch die typischen Terrarienlampen für nicht gegeben. Auch das Sonnenlicht strahlt sehr viel Infrarot-A ab, Reptilien sind evolutionär an diese IR-A-Belastung angepasst. Als Vorsichtsmaßnahme ist es aber sicher sinnvoll, Infrarot-A-Quellen immer mit hellem sichtbarem Licht zu nutzen um so ein direktes “in die Lampe schauen” zu verhindern. Also statt Rotlichtlampen oder Carbonstrahlern lieber Halogenlampen.
Rote, grüne und andersfarbige Laserpointer erzeugen eine abnorm hohe Beleuchtungsstärke auf einer sehr kleinen Fläche. Ein typischer frei verkäuflicher grüner Laserpointer mit 1 mW Leistung auf einer Kreisfläche mit 2 mm Durchmesser erreicht 300 W/m² oder ca. 200'000 lux. Die sichtbare Strahlung kommt durch Linse und Kammerwasser bis zur Netzhaut im Auge. An der Netzhaut kann es durch die enorm hohe Leistung zu thermischen Verbrennungen führen. Das ist keine besondere Eigenschaft der Lichtfarbe (ein roter Laserpointer ist also nicht gefährlich, weil er rot ist) sondern der hohen Energiedichte.
Diese These geistert durch die Facebook-Gruppen. Ich konnte dafür keinerlei Nachweis finden und vermute ein Missverständnis basierend auf roten Laserpointern oder Linsentrübung durch Infrarotstrahlung.
784;1196
Flamarique, I. N., Ovaska, K., & Davis, T. M. (2000). Uv-b induced damage to the skin and ocular system of amphibians. Biological Bulletin, 199(2), 187–188.