Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam eine fanatische UV-Euphorie in Amerika und Europa auf. Man erkannte, dass die bei Kindern weit verbreitete “englische Krankheit” (Rachitis) durch UV-Strahlung geheilt und verhindert werden kann und brachte sehr viele weitere Erkrankungen (Tuberkulose, Erkältungskrankheiten, allgemeine Vitalität) mit einem Mangel an UV-Strahlung in Verbindung. In dieser Zeit brauchten die meisten Lampenfirmen UV-Lampen für die private Anwendung auf den Markt (Albert & Ostheimer 2003) (Rüttenauer & Spiller 1931) (Mai 1938) (Rüttenauer 1931)
Eine intensivere Strahlung wurde ab 1931 durch die Solarcalampe angeboten: eine Wolframbogenlampe mit Quecksilberfüllung mit einem Glas dass kurzwellige Strahlung unterhalb 270nm filtert
Eine wesentlich bessere Energieverteilung im UV-Bereich ermöglicht ein Quecksilberhochdruckbrenner, wie er von Osram ab 1934 als Lichtquelle angeboten wurde. Osram brachte eine solche Kombination aus Glühbirne und HQL 1937 unter dem Namen “Vitalux-U”, später dann als “Ultra-Vitalux-Strahler” auf den Markt (Larché 1953) (Larché 1953)
Bei Betrieb an 225V Wechselspannung fließen 1,37A und es fallen 95V (100W) über dem HQL Brenner und 145V (200W) über der Glühwendel ab. Das verwendete Glas (das im Betrieb eine Temperatur von 125°C erreicht) filtert kurzwellige Strahlung, bei 280nm liegt die Durchlässigkeit bei etwa 15%.
Sowohl die Vitalux als auch die Ultra-Vitalux wurden direkt nach ihrem Erscheinen bereits erfolgreich in der Terraristik eingesetzt (Lederer 1933)
Anfang der 2000er wurde die Osram Ultra-Vitalux industriell zur Härtung von Klebern und Kunststoffen, zur Sonnensimulation bei der Materialprüfung, Belichtung von UV-sensiblen Photoresistlacken, Prüfung der Tropentauglichkeit sowie zur künstlichen Alterung/Bewitterung eingesetzt sowie im privaten Bereich für kosmetische Zwecke beworben. Seit 2021 weißt Osram darauf hin, dass die Lampe nach EN 60335-2-27 nicht für die Verwendung am Menschen zugelassen ist und bewirbt die Lampe nur noch für technische Anwendungen und die Reptilienhaltung. In Kürze dürfte die Lampe aufgrund der EU-Regulierungen zu Lichteffizienz und Quecksilbergehalt nicht mehr erhältlich sein.
Osram gibt eine Nutzlebensdauer von 1000 Stunden an. Die UVB-Strahlung unterhalb von 300nm nimmt innerhalb von 5000 Stunden um 60% bis 70% ab (Heikkilä et al. 2009)
Häufig empfohlen wird: tägliche Bestrahlung, jeweils 20 Minuten, aus etwa 80 cm-100 cm Entfernung.
Aus 80 cm Entfernung beträgt der Lichtkegel mit UV-B-Werten zwischen 100 und 200 µW/cm² etwa 20 cm Durchmesser, der Kegel mit Werten größer 50 µW/cm² immerhin fast 60 cm (Messungen www.uvguide.co.uk). Es ist also nicht zwingend notwendig, dass sich das Tier exakt unter der Lampe aufhält.
Wegen der langen Lebensdauer und der geringen täglichen Nutzung gehört diese Lampe zu den günstigsten UVB-Strahlern. Neu kostet die Lampe etwa 45 €.
Ein Spektrum als Vektorgraphik (gut aufgelöst, nicht verpixelt) findet sich in diesem pdf (Seite 11) auf der Homepage www.shoplight.at
Bemerkung:
Messung von www.uvguide.co.uk: Link zum Spektrum (englisch, gif)
Die Lampe hat im Vergleich zu anderen Mischlichtlampen eine sehr hohe biologische Aktivität. Während ein Solarmeter 6.2 Messwert von 100 beim Sonnenlicht einem UV-Index von 1.5 bis 2 entspricht, ist es bei der Ultra-Vitalux etwa ein Wert von 10!
Heikkilä, A., Kärhä, P., Tanskanen, A., Kaunismaa, M., Koskela, T., & Kaurola, J., et al. (2009). Characterizing a uv chamber with mercury lamps for assessment of comparability to natural uv conditions. Polymer Testing, 28(1), 57–65.