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vitamind:vitamin_d

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vitamind:vitamin_d [2019/02/23 16:34] – external edit 127.0.0.1vitamind:vitamin_d [2022/11/15 14:18] (current) sarina
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-{{menu>vitamind}} +====== UVB-Strahlung, Vitamin D3 und Erkrankungen des Knochenstoffwechsels ======
-   +
-====== Vitamin ======  +
-  +
-Reptilien benötigen, genauso wie alle anderen Wirbeltiere, Vitamin D für den Knochenstoffwechsel. Ein starker und langfristiger Vitamin D Mangel, der sich durch weiche Knochen zeigt, ist leider kein seltenes Krankheitsbild bei Reptilien. Vitamin D wurde 1922 in Lebertran entdeckt, der als Heilmittel für die damals weit verbreitete Rachitis bei Kindern eingesetzt wurde. Seitdem, insbesondere in den letzten Jahrzehnten, wurde intensiv an Vitamin D geforscht. Vitamin D ist nicht nur für den Knochenstoffwechsel wichtig. Es wird bereits von einfachen Lebewesen wie Phytoplankton, Hefe und Pilzen gebildet. Die meisten Zellen des menschlichen Körpers haben Rezeptoren für Vitamin D3. Bei einer Vielzahl von Krankheiten wie Krebs, Autoimmunerkrankungen, psychischen Erkrankungen, Herz-Kreislauferkrankungen und allgemeinen Problemen mit dem Immunsystem stellt man fest, dass Menschen, die wenig Sonnenstrahlung erhalten oder einen geringeren Vitamin D Blutspiegel haben, häufiger erkranken. Bei manchen Erkrankungen kann man auch eine Verbesserung der Krankheit durch die Gabe von Vitamin D nachweisen. Vermutlich gelten ähnliche Zusammenhänge für alle Wirbeltiere und damit auch für Reptilien. Es gibt eine Reihe von hervorragenden Büchern und Übersichtsartikeln zu diesem Thema, allerdings auch esoterische Übertreibungen, die Vitamin D in sehr hohen Dosierungen als Allheilmittel gegen Alles anpreisen. Ich finde diesen englischsprachen Übersichtsartikel von Prof. Holick, einem der aktivsten und angesehensten Forscher im Bereich Vitamin D, aus der Zeitschrift Dermato-Endocrinology sehr lesenswert {{wkx>1055}}. Er ist kostenfrei online zugänglich. Sofern keine Quellen angegeben sind orientiere ich mich an diesem Artikel.+
  
-===== Zufuhr von Vitamin D =====+Bereits seit dem 16. Jahrhundert wusste man, dass die leider sehr häufige Krankheit Rachitis bei Kindern durch Lebertran geheilt oder vorgebeugt werden kann. 1918 bewies der deutsche Kinderarzt Kurt Huldschinsky, dass sich Rachitis durch Sonnenlicht heilen lässt. 1922 wurde dann in Lebertran das Vitamin D entdeckt. Während Rachitis heute in den Industrieländern kein Problem mehr ist, ist eine Knochenerweichung bei Reptilien durch Vitamin-D3-Mangel leider immer noch eine häufige Erkrankung. Vielleicht haben Reptilien einen besonders hohen Bedarf an Vitamin D3 bzw. UV-Strahlung, weil sie durch ihr Verhalten (Sonnenbaden) und die unbehaarte Haut viel Sonnenstrahlung ausgesetzt sind. Eine ausreichende UV-Bestrahlung mit geeigneten UV-Lampen oder – je nach Art – Supplementierung mit Vitamin-D3-Präparaten ist bei der Haltung von Reptilien daher sehr wichtig.
  
-Vitamin D kann über die Nahrung zugeführt werden. Vitamin-D-Supplemente für Menschen und Reptilen sind sowohl mit Vitamin D2 als auch Vitamin D3 erhältlich. Vitamin D2 wird von Pflanzen und Pilzen aus Ergosterol gebildet, Vitamin D3 wird von Tieren aus 7-Dehydrocholesterol gebildet. Es gibt Hinweise, dass Vitamin D3 vom Menschen besser aufgenommen wird als Vitamin D2. Wenn Vitamin D in ausreichender Menge über die Nahrung zugeführt werden kann, ist keine UVB-Beleuchtung notwendig. Beim Menschen liegt die nötige Menge in der Größenordnung 400 IU/Woche/kgKG {{wkx>551}}+===== Bildung von Vitamin D3 durch UV-Strahlung =====
  
-Die natürlichere Variante für viele Reptilien ist die Bildung von Vitamin D3 in der Haut mit Hilfe von UVB-StrahlungDem Tier die richtige Menge und Qualität an UVB-Strahlung angeboten werden kann und das Terrarium so strukturiert ist, dass das Tier ein natürliches Sonnenverhalten zeigtmuss kein Vitamin D über die Nahrung verabreicht werden.+In der Haut von Wirbeltieren befindet sich das Sterin 7-Dehydrocholesterol (abgekürzt 7DHC, auch Provitamin D3 genannt) mit der Summenformel C<sub>27</sub>H<sub>44</sub>O7DHC kann ein UV-Photon mit einer Wellenlänge zwischen ca. 270 nm und 315 nm absorbieren und ändert dabei seine Molekülstruktur. Die Doppelbindungen ordnen sich neu an und der B-Ring öffnet sich. Das neue Molekül, Prävitamin D3, ist nicht stabil und wandelt sich selbstständig durch eine weitere Änderung der Molekülstruktur in Vitamin D3 um. Dieser Prozess benötigt Wärme, ist aber bei 20-35 °C sehr langsam. In menschlicher und tierischer Haut führen verschiedene Tricks, wie Nebenketten am 7DHC-Molekül, dazu, dass die Umwandlung in Vitamin D3 innerhalb weniger Stunden abläuft. Beim Menschen sind es etwa 8 Stunden. Reptilien und Amphibien mit niedriger Körpertemperatur haben diese Tricks so angepasst, dass die Umwandlung bei ihrer Aktivitätstemperatur mit der richtigen Geschwindigkeit abläuft. Kann sich ein Reptil aber nicht auf Solltemperatur aufwärmenweil keine artgerechten Wärmequellen zur Verfügung stehen, kann kein oder nur wenig Vitamin D3 in der Haut gebildet werden.
  
-{{ :vitamind:action_5.png|Spektrale Empfindlichkeit der Umwandlung Provitamin D3 in Prävitamin D3}}+Solange das Prävitamin D3 noch nicht in Vitamin D3 umgewandelt ist, kann es aber ein weiteres UV-Photon absorbieren und sich entweder zurück in 7DHC umwandeln oder in eine der beiden Substanzen Lumisterol und TachysterolAuch Lumisterol und Tachysterol können ihrerseits nach Absorption eines UV-Photons wieder in Prävitamin D3 umgewandelt werden. In der Haut findet also eine Art Tanz statt, in dem jedes Molekül immer wieder zwischen den vier Erscheinungsformen 7DHC, Prävitamin D3, Lumisterol und Tachysterol wechselt und nur nach und nach, wenn es gerade in der Form Prävitamin D3 ist, in Vitamin D3 umgewandelt wird und damit diesen Tanz verlässt.
  
-Das Spektrum dieser Reaktion wurde 1982 durch Bestrahlung von menschlichen Hautproben mit UV-Strahlung verschiedener Wellenlängen ermittelt {{wkx>56}} und ist sowohl in DIN {{wkx>73}} als auch CIE {{wkx>537}} normiertStrahlung der Wellenlänge 295 nm trägt maximal zu dieser Reaktion bei, aber auch der ganze UVB-Bereich sowie weite Teil des UVC-Bereichs erzeugen Vitamin D3Der UVA-Bereich hat auf die Umwandlung von Pro- in Prävitamin D3 kaum EinflussEine hohe relative relative Wirkung (>0,5) hat der Spektralbereich zwischen 280nm und 305nm, also fast der gesamte UV-B-Bereich mit Ausnahme des langwelligen Endes.+[{{ :vitamind:vitamin-d-bildung.svg.png?600 | Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Vitamin-D-Bildung.svg }}]
  
-Dieses Spektrum darf jedoch nicht als unumstößlich angesehen werden und die verwendeten Methoden werden kritisiert {{wkx>536}}. Andere Untersuchungen {{wkx>538}} führen zu dem Ergebnisdass das Maximum der Vitamin-D-Bildung bei 302nm liegt, ein Minimum bei 293nmund oberhalb von 315nm keine Vitamin-D Bildung mehr möglich ist.+Dieses chemische Gleichgewicht zwischen 7DHCPrävitamin D3, Lumisterol und Tachysterol wird in vielen einfacheren Darstellungen der Vitamin-D3-Bildung oft verschwiegenaber es ist besonders wichtig. Denn während für die Umwandlung von 7DHC oder Lumisterol nach Prävitamin D3 ein UV-Photon mit einer relativ kurzen Wellenlänge (270 – 315 nm) notwendig istkann die Umwandlung von Prävitamin D3 nach 7DHC, Lumsterol oder Tachysterol auch durch ein Photon mit längeren Wellenlängen (270 – 335 nm) erfolgen. Das Sonnenlicht enthält sehr viel mehr UV-Photonen mit den längeren Wellenlängen, so dass bei natürlichem Sonnenlicht nur etwa 15-20 % des 7DHC in Prävitamin D3 umgewandelt werden und viel Lumisterol und etwas weniger Tachysterol gebildet werden. Bei einer künstlichen UV-Quelle mit weniger Intensität im längeren Wellenlängenbereich wird dieses Gleichgewicht ganz anders ausfallen. Bei einer Messung mit UV zwischen 295-300 nm Wellenlänge waren es 60 % und entsprechend nur 5-10% statt 50-60% Lumisterol.
  
-Beim Versuch am Menschen mit Sonnenstudio UVB-Bestrahlung wurde ermittelt, dass eine Dosis von 1 MED äquivalent zur Einnahme von 10'000 IU bis 20'000 IU Vitamin D ist {{wkx>127}}Da sich das Spektrum der Sonnenstrahlung ändert und zur Vitamin-D-Bildung in der menschlichen Haut eine Schwelle überschritten werden muss, kommt es bei klarem Himmel bereits ab 51° nördlicher Breite zu einem UV-Winter, währenddessen in menschlicher Haut kein Vitamin D gebildet werden kann. Bewölkung, Ozon und Smog können diesen Winter um mehrere Wochen bis Monate verlängern {{wkx>424;416}}.+{{ :vitamind:uv2.png?600 |}}
  
-{{clear}}+Dieser Prozess findet hauptsächlich in den Zellen der Epidermis (Oberhaut) statt. Zwar befindet sich 7DHC auch in der darunter liegenden Dermis (Lederhaut), dorthin gelangt aber weniger UV-Strahlung. Das gebildete Vitamin D3 verlässt anschließend die Plasmamembran der Zellen in der Epidermis und diffundiert zu den Blutgefäßen in der Dermis. Dort bindet Vitamin D an ein spezielles Transportprotein und wird im Blut abtransportiert.
  
-===== Bildung von Vitamin D3 und der aktiven Form Calcitriol =====+Solange das Vitamin D3 aber noch in der Epidermis ist, kann es durch weitere UV-Strahlung in verschiedene Supersterole, 5,6-Trans-VitaminD3 und Toxisterole umgewandelt werden. Alle diese Nebenprodukte wirken nicht auf den Kalziumspiegel und schützen so vor einer Vitamin-D3-Überdosierung. Es ist durch Sonnenlicht und Lampen mit einem ausreichend sonnenähnlichen Spektrum nicht möglich, Vitamin D3 überzudosieren. Gleichzeitig haben diese Nebenprodukte aber auch eine positive gesundheitliche Wirkung, beispielsweise schützt Lumisterol vor Hautkrebs.
  
-Um Vitamin D3 in der Haut zu bilden ist sowohl UVB-Strahlung notwendig als auch Wärme. Vitamin D3 selbst ist nicht sehr stabil und kann vom Körper nicht genutzt werden. Es wird daher zuerst in die Speicherform Calcediol umgewandelt. Aus der Speicherform bildet der Körper je nach Bedarf die aktive Form Calcitriol, die notwendig ist, um Kalzium aus der Nahrung aufzunehmen und im Skelett einzulagern.+{{ :vitamind:vitamind-zyklus2.png?600 |}}
  
-{{ :vitamind:vitamind-zyklus.png?600 |VitaminD}}+Beim Versuch am Menschen mit Sonnenstudio UVB-Bestrahlung wurde ermittelt, dass eine Dosis von 1 MED äquivalent zur Einnahme von 10'000 IU bis 20'000 IU Vitamin D ist {{wkx>127}}. Da sich das Spektrum der Sonnenstrahlung ändert und zur Vitamin-D-Bildung in der menschlichen Haut eine Schwelle überschritten werden muss, kommt es bei klarem Himmel bereits ab 51° nördlicher Breite zu einem UV-Winter, währenddessen in menschlicher Haut kein Vitamin D gebildet werden kannBewölkung, Ozon und Smog können diesen Winter um mehrere Wochen bis Monate verlängern {{wkx>424;416}}.
  
-====1. 7DHC -PräD3====+All das hier beschriebene und noch viel mehr Details können in dem frei zugänglichen sehr lesenswerten Artikel {{wkx>1055}} nachgelesen werden, der auch einen schönen historischen Überblick gibt.
  
-In der Haut von Wirbeltieren ist die Substanz 7-Dehydrocholesterol (7DHC, manchmal auch Provitamin D3 genannt) vorhanden. Sie befindet sich sowohl in der Dermis (Lederhaut) als auch der Epidermis (Oberhaut). UVB-Strahlung wird hauptsächlich in der Epidermis absorbiert. In den Zellen der Epidermis wird daher das meiste 7DHC in Prävitamin D3 umgewandelt.+===== Vitamin D3 und der Knochenstoffwechsel =====
  
-====2PräD3 -> D3====+Vorweg möchte ich so ehrlich sein, anzumerken, dass das Thema dieses Abschnitts sehr weit in die Fachbereiche organische Chemie, Biochemie und Medizin eintaucht, und dort mein Fachwissen sehr gering istIch fühle mich beim Schreiben ein bisschen wie bei Powerpoint-Karaoke. Ich freue mich daher einerseits besonders über Feedback und Korrektur. Andererseits warne ich darauf, meinen Aussagen zu sehr zu vertrauen.
  
-Prävitamin D3 ist nicht stabil und wandelt sich automatisch in Vitamin D3 umDieser Prozess benötigt Wärme, ist aber bei 20-35 °C sehr langsam. In menschlicher und tierischer Haut führen verschiedene Tricks, wie Nebenketten am 7DHC-Molekül, dazu, dass die Umwandlung in Vitamin D3 innerhalb weniger Stunden abläuft. Reptilien und Amphibien mit niedriger Körpertemperatur haben diese Tricks so angepasst, dass die Umwandlung bei ihrer Aktivitätstemperatur mit der richtigen Geschwindigkeit abläuftKann sich ein Reptil aber nicht auf Solltemperatur aufwärmen weil keine artgerechten Wärmequellen zur Verfügung stehen, kann kein oder nur wenig Vitamin D3 in der Haut gebildet werden.+Sobald Vitamin D3 nach der Aufnahme über die Nahrung über den Verdauungstrakt oder der Bildung in der Haut durch UVB-Strahlung an Transportproteine gebunden ins Blut gelangt ist, wird es in den Mikrosomen der Leber innerhalb weniger Stunden mit Hilfe eines Enzyms in Calcidiol oder 25(OH)2D3 umgewandelt. Es wird wieder an ein Vitamin-D-bindendes Protein gebunden und gelangt zurück ins BlutCalcidiol ist sehr stabil und wird nicht mehr durch UV-Strahlung zerstört {{wkx>1058}}. Calcidiol ist die „Speicherform“ von Vitamin D3 im Körper und hat eine Halbwertszeit von mehreren MonatenBei Blutuntersuchungen zur Vitamin-D3-Versorgung wird auf dieses Molekül getestet.
  
-====3. D3 -> 25OHD====+Wenn man darauf hofft (s.u.), dass Vitamin D3 selbst positiv auf den Körper wirkt, ist eine tägliche orale Zufuhr von Vitamin D3 oder eine UVB-Bestrahlung alle 2-3 Tage notwendig, da Vitamin D3 selbst nicht lange im Blut zirkuliert. 
 +Anschließend gelangt das Calcidiol an die Niere oder andere Organe, wo es in die aktive Form, Calcitriol umgewandelt wird. Diese Umwandlung ist sehr fein kontrolliert damit der Körper jederzeit einen optimalen Kalzium- und Phosphatspiegel hat. Die Bildung von Calcitriol wird durch einen erhöhten Parathormonspiegel (PTH, Nebenschilddrüsenhormon), verringerten Kalziumspiegel oder verringerten Phosphatspiegel im Blut ausgelöst. Über das Parathormon beeinflussen zusätzlich auch Östrogen, Glucocorticoide, Calcitonin, Somatotropin und Prolaktin die Bildung von Calcitriol. Calcitriol hat nur eine kurze Halbwertszeit von ca. 4 Stunden im Blut {{wkx>127}}. Die Blutspiegel schwanken sehr stark, so dass es sich für eine Gesundheitskontrolle nicht eignet.
  
-Das gebildete Vitamin D3 verlässt nun die Plasmamembran der Zellen in der Epidermis und diffundiert zu den Blutgefäßen in der Dermis. Dort bindet Vitamin D an ein spezielles Transportprotein und wird im Blut abtransportiert. Vitamin D3 selbst ist nicht sehr stabil {{wkx>79}}. In der Leber wird Vitamin D3 daher in die sehr stabile {{wkx>1058}} Speicherform Calcidiol (25-Hydroxycholecalciferol, 25(OH)2D3kurz 25OHD) umgewandelt. Die Halbwertszeit im Blut liegt bei wenigen Wochen {{wkx>127}}, so dass der Blutspiegel relativ stabil ist und ein guter Indikator für die Vitamin D3 Versorgung ist. Dieser Wert wird bei Vitamin D3 Blutuntersuchungen bestimmt. Beim Menschen gelten Werte um 125 nmol/l bzw. 50 ng/ml oder 50 µg/l als gesund+Calcitriol bindet an verschiedenen Zielzellen an den Vitamin-D-Rezeptor (VDR), gelangt in den Zellkern und verändert dort die Transkription verschiedener Gene und damit die ProteinsyntheseDadurch kommt die biologische Wirkung auf den Knochenstoffwechsel an vier Stellen zustande:
  
-====425OHD -> 1,25OHD====+  - Im Darm verbessert es die Aufnahme von Kalzium und Phosphat 
 +  Im Knochen findet fortwährend ein Auf- und Abbau des Knochengewebes statt. Der Auf- und Abbau wird durch CalcitriolParathormon, Calciumspiegel und Vitamin K beeinflusst. 
 +  - In der Nebenschilddrüse wird das Parathormon gebildet. Ein Mangel an Calcitriol führt zu einer vermehrten Bildung und Ausschüttung von Parathormon. Was wiederum sowohl auf den Knochenabbau als auch auf die Bildung von Calcitriol wirkt. 
 +  - In der Niere erhöht Calcitriol die Calciumreabsorption.
  
-Bei Bedarf, z.Beinem sinkenden Kalziumspiegel im Blut, wird über die Schilddrüse die Umwandlung von Calcidiol in die aktive Form Calcitriol in der Niere angestoßenCalcitriol (1,25-Dihydroxycholecalciferol, 1,25(OH)2D3, kurz 1,25OHD) ist das aktive Hormon, das im Knochenstoffwechsel benötigt wirdEs hat nur eine kurze Halbwertszeit von ca. 4 Stunden im Blut {{wkx>127}}. Die Blutspiegel schwanken sehr stark, so dass es sich für eine Gesundheitskontrolle nicht eignet.+[{{:vitamind:901px-calcium_regulation.png?300|Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Calcium_regulation.png}}] [{{:vitamind:calcium_hemostasis.png?400|Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Calcium_hemostasis.png}}]
  
-====3./4. Alternative Umwandlung in den Körperzellen====+Es ist also bei weitem kein einfacher Zusammenhang, weswegen weiche Knochen nicht immer direkt etwas mit einem Vitamin-D3-Mangel zu tun haben, sondern auch mit Phosphor, Erkrankungen der Niere oder der Nebenschilddrüse etc. Es gibt mehrere Krankheiten, die unter dem Überbegriff „metabolic bone disase“ zusammen gefasst werden 
 +==== Sekundärer Hyperparathyreoidismus (sHPT) ====
  
-Viele Zellen des menschlichen Körpers haben Rezeptoren für Vitamin D bzw. können Vitamin D selbst mithilfe von zwei Enzymen in 25OHD und 1,25OHD umwandelnMan geht davon aus, dass der Pfad über Leber und Niere wichtig für den Knochenstoffwechsel istdie Umwandlung in den Zellen wichtig für die positive Wirkung von Vitamin D3 auf AutoimmunerkrankungenKrebserkrankungen etc. {{wkx>1061}}. In der Haut gebildetes oder über die Nahrung aufgenommenes Vitamin D3 gelangt über das Blut zu den Körperzellen und wird dort umgewandeltDa Vitamin D im Blut keine lange Lebensdauer hat, da es instabil ist und sehr schnell von der Leber aufgenommen wird, ist für die Versorgung der Körperzellen mit Vitamin D3 eine regelmäßige Zufuhr von Vitamin D notwendig. Eine Gabe von Vitamin D über die Nahrung einmal in der Woche oder einmal im Monat oder eine wöchentliche Bestrahlung mit einer starken UV-Lampe sorgt zwar für hohe 25OHD-Blutspiegel und damit einen gesunden Knochenstoffwechsel, die Körperzellen erhalten aber nur wenig Vitamin D.+Beim Intestinalen Sekundären Hyperparathyreoidismus ist zu wenig Kalzium (oder Vitamin D3) in der Nahrung vorhandenBeim Renalen Sekundärer Hyperparathyreoidismus ist die Niere aufgrund einer Erkrankung nicht in der LageCalcidiol in Calcitriol umzuwandeln, und so kann Kalzium aus der Nahrung nicht aufgenommen werden. Aufgrund des zu niedrigen Blutkalziumspiegels wird übermäßig Parathormon gebildet und Kalzium aus den Knochen ausgelöstEine Osteomalazie (oder Rachitis) ist die Folge. 
 +==== fibröse Osteodystrophie====  
 +chronischer Kalzium und/oder Vitamin-D3 Mangel und/oder Kalzium:Phosphor-Ungleichgewicht führen dazudass Knochenmasse durch Bindegewebe ersetzt wird und die Knochen dadurch dick und aufgequollen sind.
  
-===== Einfluss des UV-Spektrums =====+==== Rachitis====  
 + Mangelnde Mineralisierung des Knochens in der Wachstumsphase von Jungtieren, geringe Knochenmasse, häufige Knochenbrüche. Verursacht durch Vitamin-D3-Mangel oder Kalzium-Mangel oder ungünstiges Kalium:Phosphor-Verhältnis. Bei der Behandlung von Rachitis durch die Gabe von Vitamin D3 ist es gar nicht das Calcitriol direkt, dass den Knochenaufbau fördert, sondern die vermehrte Aufnahme von Kalzium aus dem Darm und die Unterdrückung von Parathormon, was im Knochen zu einem vermehrten Aufbau führt {{wkx>1328}}
  
-Die obige Beschreibung der Bildung von Vitamin D3 bzw. der stabilen Speicherform 25OHD ist in sofern vereinfacht, dass alle Nebenprozesse ausgeblendet sind. Auf dem Weg bis zur Bildung Bildung von 25OHD können Dutzende Nebenprodukte entstehenDiese Nebenprodukte verringern die Menge an gebildeten Vitamin D3 haben aber vermutlich selbst auch eine wichtige Bedeutung im Körper, z.B. als Schutz vor UV-Schäden und Krebs. Der Prozess ist evolutionär so ausbalanciert, das bei natürlichem Sonnenlicht ausreichend 25OHD gebildet wird und gleichzeitig eine Überdosierung von 25OHD ausgeschlossen ist.+==== Osteomalazie====  
 + Der Knochenabbau findet bei Erwachsenen schneller statt als der Knochenaufbau, der Knochen wird weichVerursacht durch Vitamin-D3-Mangel oder Kalzium-Mangel oder ungünstiges Kalium:Phosphor-Verhältnis.
  
-In der Terraristik werden jedoch künstliche UV-Lampen eingesetzt, deren Spektrum sich oft stark vom natürlichen Sonnenlicht unterscheidet. Daher ist es wichtig, dass diejenigen Forscher und Halter, die sich tiefer mit der Vitamin-D3-Bildung durch UV-Strahlung oder der Wahl und Entwicklung entsprechender UV-Lampen beschäftigen, auch detaillierter verstehen, wie das Spektrum einer UV-Lampe die Bildung von Vitamin D3 beeinflusst. +==== Verkalkung des Gewebes ==== 
  
-Werden zu viele Nebenprodukte gebildet, kann es trotz vorhandener UVB-Lampe zu einem Mangel an Vitamin D3 bzw. 25OHD kommenWerden zu wenige der Nebenprodukte gebildet kann Vitamin D3 bzw25OHD durch künstliche UV-Quellen überdosiert werdenBei UV-Lampen mit sehr unnatürlichem Spektrum wurden bei Reptilien in den letzten Jahren häufig 25OHD-Blutwerte gemessen, wie um mehrere Faktoren höher waren, als die Blutwerte bei wildlebenden Artgenossen ([[reptilien#unnatuerliche_uv-spektren_veraendern_die_vitamin_d_bildung]]).+Eigentlich wirkt die Speicherform Calcidiol (25OHD) nicht auf den KalziumstoffwechselnBei extrem hohem Blutspiegeln ist das aber nicht mehr der FallDann wird direkt Kalzium und Phosphor aus den Knochen abgebaut und aus dem Darm entnommen. Eine Kalziumreiche Ernährung verschlimmert das Problem alsoDer hohe Kalziumspiegel im Blut führt auch zu einer Schädigung der Niere, was den Phosphatspiegel weiter erhöht. Die Kalzium-Phosphor-Verbindungen lagern sich letztlich im Gewebe ab.
  
 +Bei einem grünen Leguan mit Verkalkung des Gewebes wurde jedoch gleichzeitig ein extrem geringer Vitamin-D3-Blutspiegel und kein erhöhter PTH-Spiegel festgestellt {{wkx>1326;1327}}. So lange bei Reptilien also nicht gleichzeitig durch eine Blutprobe erhöhte Vitamin-D3-Werte festgestellt werden, darf man eine Verkalkung des Gewebes nicht als Beleg für eine Vitamin-D3-Überdosierung sehen.
 +Eine mögliche Erklärung, warum ein Vitamin-D3-Mangel zu einer Verkalkung des Gewebes führt, beschreibt die Reptilientierärztin und UV-Lampen-Expertin Frances Baines {{wkx>1325}}: Primäre Ursache ist eine chronische Niereninsuffizienz. Diese kann durch zu viel Protein in der Nahrung, zu warme und trockene Haltung, eine Infektion oder einen sekundären Hyperparathyreoidismus ausgelöst werden. Die insuffizienten Nieren filtern das Phosphat schlechter, so dass der Phosphor-Spiegel im Blut ansteigt. Da das Phosphor einen Komplex mit Kalzium bildet, sinkt der Kalziumspiegel. Die Nebenniere wird angeregt mehr Parathormon (PTH) zu bilden, was wiederum (s.o.) die Niere anregt, mehr Calcitriol zu bilden, um mehr Kalzium aus dem Darm aufzunehmen. Außerdem führt PTH zu einem stärkeren Knochenabbau. Die erkrankte Niere kann aber nicht ausreichend Calcitriol bilden, und damit gibt es auch keine Begrenzung der PTH-Bildung. Es wird fortwährend Kalzium und Phosphat aus den Knochen ausgebaut. Schließlich kommt es zum „Renalen Sekundären Hyperparathyreoidismus“. Die hohen Mengen an Phosphat im Blut bilden Komplexe mit dem Kalzium und lagern sich im Gewebe, besonders in den Nieren und um die Blutgefäße und das Herz ab.
  
-{{ :vitamind:vitamind-zyklus2.png?600 |Verschiedene Nebenprodukte bei der Vitamin-D3-Bildung}}+===== Messung der Blutwerte bei Reptilien =====
  
-====1. 7DHC -> PräD3==== 
  
-[{{ :vitamind:otherspectrum_11.png|Absorptionsspektrum 7DHC}}]+Üblicherweise wird der “Speicherwert” des Vitamin D3, 25OHD, im Blut von Menschen und Reptilien bestimmt. Dazu gibt es verschiedene Methoden, die in den Laboren angewendet werden können. Leider liefern die verschiedenen Methoden zum Teil sehr deutlich unterschiedliche Blutwerte bereits beim Menschen. Bei Reptilien, die andere Vitamin-D3-bindende Proteine nutzen ist dieser Unterschied noch größer zu erwarten. Goldstandard ist die Massenspektrometrisch Methode (LC-MS/MS - liquid chromatography tandem mass spectrometry), die bei Reptilien ausschließlich angewendet werden sollte.
  
-7DHC absorbiert UV Strahlung mit einer Wellenlänge kleiner als ca. 310 nm. {{wkx>56}}+{{wkx>1312}} verglichen die PLC-APCI-MS ( high-pressure liquid chromatography-atmospheric pressure chemical ionization-mass spectrometry) mit der CLIA (chemiluminescence immunoassay) an menschlichen Blutproben und stellten fest, dass der CLIA deutlich kleinere Werte liefert (im Mittel CLIA 60nmol/L vs. HPLC 85nmol/L). {{wkx>1313}} untersuchten Blutproben von 203 Menschen aus vier unterschiedlichen Gesundheitsgruppen mit 7 verschiedenen Labormethoden. Beispielsweise lag der Durchschnitt der Intensivstationspatienten bei der Methode “Elecysys” bei ca. 25 nmol/L, während er bei der Methode “Liaison” bei 50 nmol/L lag. Die Autoren schlussfolgern, dass es mit der Konzentration des Vitamin-D3-bindenden Proteins zusammenhängt. {{wkx>1314}} entwickelten eine LC Tandem MS (liquid chromatography tandem mass spectrometry) Test (für die Humanmedizin). {{wkx>1317}} weisen darauf hin, dass die häufig genutzte immunoassay-Methode anfällig dafür ist, durch Immunglobuline verfälscht zu werden: Bei einer Patientin mit Myelom wurden 327 nmol/L gemessen, mit LC-MS/MS-Test waren es nur 49 nmol/L. {{wkx>1318}}
  
-Im natürlichen Sonnenlicht ist nur wenig Strahlung zwischen 290 nm und 310 nm vorhanden. Es werden daher nur sehr wenige UV-Photonen von 7DHC absorbiert und nur sehr wenig 7DHC kann in Prävitamin D3 umgewandelt werden+{{wkx>1316}} gibt einen historischen Überblick über die Testmethoden und verweist ebenfalls auf die LC-MS/MS-Methode und die Unterschiede bei den Vitamin-D3-Metaboliten in verschiedenen Tieren. {{wkx>1315}} interpretiert die Situation im veterinärmedizinischen Kontext, empfiehlt nicht nur 25(OH)D zu messen und weist auf die LC-MS/MS-Methode als Goldstandard hin.
  
-{{clear}} +===== Folgen einer Vitamin-D3-Überdosierung =====
-====2. PräD3 -> Vitamin D3====+
  
-[{{ :vitamind:otherspectrum_8.png|Absorptionsspektrum PrävitaminD3}}]+Beim Menschen wirkt eine Vitamin D Überdosierung in erster Linie toxisch, weil eine erhöhter Vitamin D Blutspiegel zu einem erhöhten Kalziumspiegel (aus der Nahrung oder den Knochen) im Blut führt. Eine Vitamin-D3-Überdosierung kann (insb. bei unzureichender Kalziumaufnahme aus der Nahrung) daher ebenfalls zu "weichen Knochen" führen ({{wkx>1257;1258;1353}}) und mit einem Vitamin-D3-Mangel verwechselt werden.
  
-Prävitamin D3 kann anschließend entweder in einer warmen Umgebung spontan in Vitamin D umgewandelt werden oder selbst ein UV-Photon absorbieren und dadurch entweder in TachysterolLumisterol oder zurück in 7DHC umgewandeltwerdenPrävitamin D3 absorbiert UV-Strahlung mit einer Wellenlänge kleiner als ca. 335 nm. {{wkx>56}}+Der erhöhte Blutkalziumspiegel wiederum schädigt die Nieren und führt langfristig dazudass sich Kalzium im Gewebe (Herz, Nieren, Lunge, Blutgefäße) ablagertZudem führt der erhöhte Kalziumspiegel im Blut zu Appetitlosigkeit, Übelkeit, Gewichtsverlust, DisorientiertheitEs gibt außerdem Hinweise darauf, dass ein erhöhter Vitamin-D-Spiegel auch direkt verschieden Organe schädigt. Stark erhöhte Blutkalziumwerte mit Schädigung der Nieren (Nephrokalzinose) und ein vorrübergehender Wachstumsstillstand wurde bei Kleinkindern beobachtet, als es noch üblich war, den Kindern alle paar Monate eine hohe Dosis Vitamin D zu verabreichen ("Stoßtherapie", 600'000 IU D2 alle 2 Monate) {{wkx>662}}.
  
-Im natürlichen Sonnenlicht ist der Strahlungsanteil zwischen 290 nm und 335 nm sehr viel größer als der Anteil zwischen 290 nm und 335 nm. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Prävitamin D3 Molekül ein UV-Photon absorbiert und nicht in Vitamin D3 umgewandelt werden kann, ist daher recht hoch. 
  
-{{clear}} +Bei Reptilien sind nur wenig Daten bekannt, ab wann mit einer Vitamin-D-Überdosierung zu rechnen ist. {{wkx>647}} berichtet über einen grünen Leguan dem über einen längeren Zeitraum eine unbekannte, aber hohe Dosis (eigene Abschätzung mind. 400IU/kgKM/W) erhalten hat und plötzlich und mit deutlichen Organ- und Gefäßveränderungen starb. {{wkx>652}} berichtet über eine Gefäßwandverkalkung bei einem jungen grünen Leguan bei einer Vitamin D Dosis von 700IU/kgKM/WBei einer Köhlerschildkröte, die mit Katzenfutter gefüttert wurde, kam es zu Kalkablagerungen in den Organen {{wkx>651}}. Da in diesen Fällen aber nicht der Vitamin-D3-Blutspiegel überprüft wurde, ist unklar, ob hier wirklich eindeutig eine Vitamin-D3-Überdosierung vorliegt. Die Verkalkung kann auch andere Ursachen haben (s.o. [[vitamin_d#verkalkung_des_gewebes]]). In einer Studie mit Waranen steig der Blutspiegel bei deutlich höheren Vitamin-D3-Gaben über das Futter (5000-15000 IU/kgKM/W) deutlich an {{wkx>695}}432 IU/kgKM/W war bei Bartagamen nicht in der Lage gesunde Blutwerte zu erhalten {{wkx>563}}. Damit ist fraglich, ob es sich hier wirklich um Vitamin D3 Überdosierung gehandelt hat. 
-[{{:vitamind:otherspectrum_9.png|Absorptionsspektrum Tachysterol}}+=====  Vitamin-D3-Aufnahme über die Nahrung ===== 
-[{{:vitamind:otherspectrum_10.png|Absorptionsspektrum Lumisterol}}] +  
-{{clear}}+Grundsätzlich kann Vitamin D3 sowohl beim Menschen als auch bei Reptilien auch über die Nahrung gegeben werden. Vitamin-D-Supplemente für Menschen und Reptilen sind sowohl mit Vitamin D2 als auch Vitamin D3 erhältlich. Vitamin D2 wird von Pflanzen und Pilzen aus Ergosterol gebildet, Vitamin D3 wird von Tieren aus 7-Dehydrocholesterol gebildet. Es gibt Hinweise, dass Vitamin D3 vom Menschen besser aufgenommen wird als Vitamin D2. Wenn Vitamin D in ausreichender Menge über die Nahrung zugeführt werden kann, ist keine UVB-Beleuchtung notwendig. Beim Menschen liegt die nötige Menge in der Größenordnung 400 IU/Woche/kgKG {{wkx>551}}.
  
-Wenn das Prävitamin D3 ein UV-Photon absorbiert gibt es drei Möglichkeiten: Es kann in 7DHCTachysterol oder Lumisterol umgewandelt werdenWird es in 7DHC umgewandelt startet der Prozess für dieses Molekül wieder bei Schritt 1Es kann erneut ein UV-Photon mit einer Wellenlänge kleiner als 310 nm absorbieren und in Prävitamin D3 umgewandelt werden.+Für Reptilien gibt es keine übergreifenden Empfehlungen. Am Ende dieser Seite habe ich eine Tabelle mit allen mir bekannten wissenschaftlichen Veröffentlichungen zusammen gestellt, die zeigen, dass die Empfehlungen verschiedener Autoren sich sehr stark unterscheiden. Dazu kommt, dass es sicherlich auch Unterschiede im Bedarf bei verschiedenen Arten gibt. Es ist bereits bei Säugetieren bekannt, dass kleine Tiere bezogen auf das Körpergewicht eine höhere Dosis benötigen als große Tiere (einen Elefanten bringt man mit der Körpergewichtsbezogenen Dosis einer Maus um). Möglicherweise sind karnivore Reptilien auch eher in der Lage, Vitamin D3 über den Darm aufzunehmen als heliophile Pflanzenfresser. Und selbst wenn man eine konkrete Dosis wüsste, bei den vielen sehr kleinen Reptilien so geringe wöchentliche Mengen, dass es schwierig ist, diese exakt zu dosieren und dann auch sicher zu stellen, dass die Menge wirklich vom Reptil aufgenommen wird. 
 +=====  Positive Wirkung von Vitamin D3 über den Knochenstoffwechsel hinaus ===== 
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 +Direkt nach der Entdeckung, dass Hauttuberkulose durch UV-Strahlung geheilt werden kann (Nobelpreis 1903) und der Entdeckung von Vitamin D3 gab es einen faszinierenden Hype um UV-Strahlung, der in einer sehr lesenswerten dreiteiligen Artikelserie von Albert & Ostheimer zusammengefasst ist {{wkx>594;593;592}}. Nachdem auch die schädigende Wirkung von UV-Strahlung stärker erforscht warschlug das Pendel in die andere RichtungSeit den 1980ern gibt es wieder stärkere Forschung in der Humanmedizin welche positiven Aspekte Vitamin D3 über den Einfluss auf den Knochenstoffwechseln hinaus hat. Die meisten Zellen des menschlichen Körpers haben Rezeptoren für Vitamin D3Bei einer Vielzahl von Krankheiten wie Krebs, Autoimmunerkrankungen, psychischen Erkrankungen, Herz-Kreislauferkrankungen und allgemeinen Problemen mit dem Immunsystem stellt man fest, dass Menschen, die wenig Sonnenstrahlung erhalten oder einen geringeren Vitamin D Blutspiegel haben, häufiger erkranken. Ob der Vitamin-D3-Mangel //kausal// für diese Erkrankungen ist oder nur //korreliert// ist in Studien leider oft unklar: Plakativ hat jemand der täglich nachmittags eine Stunde Joggen geht nicht nur einen höheren Vitamin-D3-Spiegel sondern ist auch gesünder, als der Computerspieler, der sein Haus nicht verlässt (natürlich werden diese Effekte in Studien herausgerechnet, perfekt klappt das aber nie). Und selbst wenn, ist damit nicht bewiesen, dass die Einnahme von Vitamin-D3 oder die UV-Bestrahlung zur Verbesserung der Gesundheit führt. Es wird in vielen Fällen auch vermutet, dass nicht der niedrige VItamin-D3-Spiegel zur Erkrankung führt (oder sie begünstigt), sondern die Erkrankung selbst den niedrigen Vitamin-D3-Spiegel verursacht. Es gibt aber auch Studien, die z.B. zeigen, dass eine am besten tägliche Einnahme von Vitamin D3 die Häufigkeit von Erkältungskrankheiten reduziert. Der oben bereits erwähnte frei zugängliche Artikel von Prof. Holick, {{wkx>1055}}, listet einige positive gesundheitliche Wirkungen von Vitamin D3 auf.
  
-Aber auch die Moleküle Tachysterol und Lumisterol können ein UV-Photon absorbieren und wieder in Prävitamin D3 umgewandelt werden. Tachysterol benötigt dafür ein UV-Photon mit einer Wellenlänge kleiner als 335 nm. Lumisterol ein UV-Photon mit einer Wellenlänge kleiner als 310 nm. {{wkx>56}}+Viele Zellen des menschlichen Körpers haben Rezeptoren für Vitamin D bzw. können Vitamin D selbst mithilfe von zwei Enzymen in 25OHD und 1,25OHD umwandeln. Man geht davon aus, dass der Pfad über Leber und Niere wichtig für den Knochenstoffwechsel ist, die Umwandlung in den Zellen wichtig für die positive Wirkung von Vitamin D3 auf Autoimmunerkrankungen, Krebserkrankungen etc. {{wkx>1061}}. In der Haut gebildetes oder über die Nahrung aufgenommenes Vitamin D3 gelangt über das Blut zu den Körperzellen und wird dort umgewandelt. Da Vitamin D im Blut keine lange Lebensdauer hat, da es instabil ist und sehr schnell von der Leber aufgenommen wird, ist für die Versorgung der Körperzellen mit Vitamin D3 eine regelmäßige Zufuhr von Vitamin D notwendig. Eine Gabe von Vitamin D über die Nahrung einmal in der Woche oder einmal im Monat oder eine wöchentliche Bestrahlung mit einer starken UV-Lampe sorgt zwar für hohe 25OHD-Blutspiegel und damit einen gesunden Knochenstoffwechsel, die Körperzellen erhalten aber nur wenig Vitamin D.
  
-Im natürlichen Sonnenlicht ist sehr viel mehr Strahlung im Bereich 290 nm bis 335 nm vorhanden als Strahlung zwischen 290 nm und 310 nmDaher wird das meiste Tachysterol schnell wieder zurück in Prävitamin D3 umgewandeltBeim Lumisterol sieht es anders aus: Es werden viel schneller neue Lumisterol-Moleküle aus Prävitamin D3 gebildet als dass Lumisterolmoleküle in Prävitamin D3 umwandeln könnenDaher baut sich über die Zeit ein Speicher aus Lumisterol-Molekülen in der Haut auf.+Einerseits habe ich den Eindruck, dass der weit verbreitete niedrige Vitamin-D3-Spiegel bei einem großen Teil der deutschen Bevölkerung kaum beachtet wird, obwohl er einfach und kostengünstig zu beheben wäre. Andererseits gibt es eine sehr aktive Gruppe im Pseudo-medizinischen nicht-evidenzbasierten Umfeld, die Vitamin D3 als Allheilmittel stilisieren und sehr hohe Vitamin-D3-Blutwerte anstrebenDie Wahrheit liegt wohl irgendwo in der MitteFür die Tierhaltung sollten wir meiner Ansicht nach naturnahe Blutwerte anstreben und dürfen sicherlich darauf hoffen, dass eine optimale Versorgung mit Vitamin D3 bzwUVB nicht nur zur Verhinderung einer Rachitis, sondern auch allgemein für die Gesundheit unserer Pfleglinge förderlich ist.
  
-{{clear}} +=====  Vergleich typischer Terrarienlampen mit dem natürlichen Sonnenlicht ====
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-====3. Vitamin D3 -> 25 OHD==== +
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-[{{ :vitamind:action_30.png|Absorptionsspektrum Vitamin D3}}] +
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-Die Prävitamin-D3-Moleküle, die es im Schritt 2 geschafft haben, kein UV-Photon zu absorbieren, wandeln sich über mehrere Stunden in Vitamin D3 Moleküle um. Das Vitamin D3 tritt dann aus den Hautzellen aus und wird an ein Transportprotein im Blut gebunden und in der Blutbahn zur Niere transportiert. +
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-Während sich Vitamin D3 in der oberen Epidermis befindet aber vermutlich auch in der tieferen Dermis und den Blutgefäßen kann Vitamin D3 selbst ein UV-Photon mit einer Wellenlänge kleiner als 335 nm absorbieren und wird dann in verschiedene Suprasterole oder 5,6-Transvitamin D3 umgewandelt. {{wkx>79}} +
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-Sobald das Vitamin D3 aber in die Speicherform 25OHD umgewandelt wurde, ist es äußerst stabil und wird durch UV-Strahlung nicht mehr zerstört. {{wkx>1058}} +
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-Natürliches Sonnenlicht enthält Strahlung zwischen 290 nm und 335 nm und zerstört daher einen gewissen Anteil des gebildeten Vitamin D3 auf seinem Weg zur Umwandlung in 25-OHD. Das trifft möglicherweise auch auf Vitamin D zu, das über die Nahrung aufgenommen wurde, wenn die UV-Strahlung stark genug ist um bis zu den Blutgefäßen vorzudringen. +
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-==== Vergleich typischer Terrarienlampen mit dem natürlichen Sonnenlicht ====+
  
 Ich möchte im Folgenden Spektren von verschiedenen UV-Lampen vergleichen: Wie beeinflusst das Lampenspektrum das Gleichgewicht bei der Vitamin-D3-Bildung? Die mathematischen Details für Interessierte verbergen sich hinter dem Button. Ich möchte im Folgenden Spektren von verschiedenen UV-Lampen vergleichen: Wie beeinflusst das Lampenspektrum das Gleichgewicht bei der Vitamin-D3-Bildung? Die mathematischen Details für Interessierte verbergen sich hinter dem Button.
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 +===== Literatur =====
  
-====== verwendete Literatur ======+{{wkxbib}}
  
-{{wkxbib}}  
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