vis:reptilienauge
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- | ====== Das Reptilienauge ====== | ||
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- | Der grundsätzliche Aufbau des Auges ist bei allen Wirbeltieren gleich => [[auge|Aufbau von Auge und Netzhaut]]. Angepasst an ihren Lebensraum haben sich jedoch von Art zu Art unterschiedliche Fähigkeiten herausgebildet und der Aufbau des Auges ist daran angepasst. | ||
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- | ===== Abbildung der Umgebung und Struktur der Netzhaut ===== | ||
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- | Der Verkleinerungsgrad mit dem die Umgebung auf die Netzhaut abgebildet wird, hängt von der Länge des Auges und dem Aufbau von Hornhaut und Linse ab. Chamäleons haben im Vergleich zu anderen Tieren einen sehr geringen Verkleinerungsgrad. Sie besitzen keine Sammellinse in ihrem Auge, sondern eine Zerstreuunglinse, | ||
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- | Zackenerdschildkröten sind im unteren Gesichtsfeld kurzsichtig um gleichzeitig den Erdboden und ihre Umgebung scharf sehen zu können {{wkx> | ||
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- | Die Netzhaut der Schmuckschildkröte ist in ihrem Aufbau zentriert auf einen Streifen hoher Zapfendichte (" | ||
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- | Die meisten Echsen besitzen als tagaktive Tiere eine reine Zapfenretina mit einer Fovea (Sehgrube) im Zentrum der Netzhaut. Bei Chamäleons {{wkx> | ||
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- | Der nachtaktive Gecko //Tarentola chazaliae// hat Augen die besonders gut an das Sehen in der Dunkelheit angepasst sind: Die Pupille ist außerordentlich groß und das Auge hat eine kurze Länge bzw. die Linse eine kurze Brennweite. Das ermöglicht eine Lichtempfindlichkeit, | ||
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- | Strumpfbandnattern besitzen kein ausgeprägtes Zentrum hoher Zapfendichte im Auge, das hoch aufgelöstes Sehen ermöglicht. Jedoch ist die Zapfendichte ausreichend um den Sehsinn bei der Jagd einzusetzen und auf die Augen ihrer Gegner zu zielen {{wkx> | ||
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- | ===== Akkommodation ===== | ||
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- | Der Akkommodationszustand des Auges kann ohne das Tier zu stören mit Hilfe der Infrarot-Photoretinoskopie gemessen werden. Dazu wird der Lichtreflex in der Pupille betrachtet. Dieser Lichtreflex ist den meisten Menschen vom Fotografieren mit Blitz als "Rote Augen" auf den Fotos bekannt. Verwendet man statt sichtbarem Licht unsichtbare Infrarotstrahlung ist es weniger störend. Durch eine geschickte Anordnung der Lichtquelle kann aus Form und Lage des Reflexes der Akkommodationszustand des Auges berechnet werden. {{wkx> | ||
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- | Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dem Tier Streu- oder Sammellinsen vor dem Auge zu befestigen, und im Experiment zu überprüfen, | ||
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- | Chamäleons benötigen für ihr Jagdverhalten mit der Schleuderzunge genaue Informationen über die Entfernung ihrer Beute und müssen ihr Auge sehr schnell an bewegte Beute anpassen. Man vermutet, dass der Akkommodatonsmechanismus von Chamäleons dem der Vögel ähnlich ist {{wkx> | ||
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- | Die Akkommodationsgeschwindigkeit von Chamäleons ist sehr groß. Durch Photoretinoskopie wurden Werte von bis zu 60 Dioptrien pro Sekunde ermittelt. Die Akkommodationsbreite liegt bei 45 Dipotrien, was einem Nahpunkt von nur 3 cm Entfernung zum Auge entspricht {{wkx> | ||
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- | Bei Zackenerdschildkröten (//Geoemyda spengleri// | ||
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- | Eine noch höhere Akkommodationsbreite von über 100 Dioptrien hat die Rotwangenschmuckschildkröte, | ||
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- | Bei Krokodile wurde kein Akkommodation beobachtet. Ihr Auge ist für das Sehen in mittleren Entfernungen in Luft angepasst, unter Wasser sind demzufolge sie stark weitsichtig. Sie passen jedoch ihre Pupille an, um die Schärfentiefe zu erhöhen {{wkx> | ||
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- | Schlangen besitzen einen einzigartigen Akkommodationsmechanismus, | ||
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- | Viele Amphibien besitzen ähnlich wie Schlangen eine bewegliche Linse. | ||
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- | Einige Semiaquatische Schlangen haben in Anpassung an die starken Unterschiede zwischen Wasser und Luft ähnlich wie Rotwangenschmuckschildkröten eine enorme Akkommodationsbreite von 100 Dioptrien {{wkx> | ||
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- | Die schlitzförmige Pupille der Schlangen hilft ihnen möglicherweise bei der Akkommodation, | ||
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- | ===== Stereoskopisches Sehen und Entfernungsabschätzung ===== | ||
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- | Chamäleons sind in der Lage ihre Augen unabhängig von einander zu bewegen und auf verschiedene Entfernungen zu Akkommodieren. Beim Beutefang bewegen sie jedoch beide Augen nach vorne um ein stereoskopisches Bild ihrer Umgebung zu erhalten. Sie setzten jedoch zum großen Teil die Akkommodation ein, um die Entfernung ihrer Beute abzuschätzen, | ||
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- | Auch in diesem Punkt sind Zackenerdschildkröten | ||
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- | Akkommodationswerte zur Entfernungsabschätzung beim Beutefang nutzen auch Salamander {{wkx> | ||
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- | ===== Flimmerverschmelzung ===== | ||
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- | Die Wahrnehmung einer schnellen Folge von Lichtsignalen hängt mit der Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung in der Netzhaut zusammen. Lebewesen die darauf angewiesen sind schnelle Bewegungen wahrzunehmen haben üblicherweise eine höherere Flimmerverschmelzungsfrequenz. | ||
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- | Die Flimmerverschmelzungsfrequenz (//critical flicker fusion threshold//, | ||
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- | Bei dieser Definition wird dem Auge ein hartes an-aus Signal geliefert. Unter moderateren Bedingungen verschmilzt eine Bewegung bereits wesentlich früher. Bei Super-8 Videoaufnahmen reichen bereits 18 Einzelbilder pro Sekunde um den Eindruck eines Bewegungsablaufs zu erwecken. Ein flüssiger Bewegungsablauf ergibt sich bei 20 bis 30 Hz. | ||
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- | Bei Vögeln, die eine hohe Flimmerverschmelzungsfrequenz haben, spielt das Flimmern von Leuchtstoffröhren in der Haltung eine große Rolle. Bei Vögeln ist bekannt, dass die visuelle Wahrnehmung der Tiere bei einer flackernden Beleuchtung leidet: Weibliche Vögel sind in der Partnerwahl weniger eindeutig wenn Röhren mit konventionellem anstelle von elektronischem Vorschaltgerät verwendet werden {{wkx> | ||
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- | ==== Bestimmung der Flimmerverschmelzungsfrequenz ==== | ||
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- | === Untersuchung der Netzhaut === | ||
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- | Wenn man die Netzhaut mit Lichtblitzen bestrahlt und das elektrische Signal des Sehnerves betrachtet, kann man die Flickerfusionsfrequenz experimentell ermitteln. Mit einem Elektroretinogramm kann das elektrische Signal an der Hornhaut abgegriffen werden, und kann somit am lebenden (betäubten) Tier durchgeführt werden, ohne dieses zu schädigen. | ||
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- | Untersuchungen mit Elektroretinogramm liefern höhere Flimmerverschmelzungsfrequenzen als optomotorische Methoden < | ||
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- | Solche Untersuchungen wurden bei verschiedenen Reptilien und Amphibien durchgeführt: | ||
- | * Mensch: CFF=70Hz < | ||
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- | * Salamander: CFF=15Hz < | ||
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- | * Anolis: CFF=70Hz, es wurden kaum Unterschiede bei Tieren aus hellem oder dunklem Habitat beobachtet | ||
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- | === Optomotorische Unterschung === | ||
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- | Setzt man ein Tier in einen rotierenden Zylinder so folgen die Augen unwillkürlich der Bewegung (Optomotorik), | ||
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- | * Gecko (Sphaerodactylus, | ||
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- | * Schmuckschildkröte: | ||
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- | * Krötenechse (reine Zapfenretina): | ||
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- | * Anolis: CFF=42Hz, Tiere aus dunklen Habitaten hatten eine niedrigere Flimmerverschmelzungsfrequenz < | ||
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- | === Verhaltensexperimente === | ||
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- | == Können Reptilien Fernsehen? == | ||
- | Trotz begrenztem Farbraum, zweidimensionalem Bild und Zusammensetzung aus Einzelbildern sind Echsen in der Lage auf einen Videofilm ihrer Artgenossen mit den üblichem Territorialverhalten zu reagieren < | ||
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- | == Können Reptilien Lichtblitze verschiedener Frequenzen unterscheiden == | ||
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- | Brückenechsen lernten zwischen Lichtblitzen der Frequenzen 3 Hz bis 45Hz und konstanter Beleuchtung zu unterscheiden, | ||
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- | ====== Literatur ====== | ||
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vis/reptilienauge.1550930893.txt.gz · Last modified: 2019/02/23 15:08 by sarina